FORST & TECHNIK, Ausgabe August 2023, Seiten 40-42 | Verbandsarbeit | Oliver Gabriel | www.forstpraxis.de
Macht mit!
Dr. Martin Hemm ist im Deutschen Forstunternehmer-Verband (DFUV) einer jener Firmenvertreter, die sich besonders engagiert einbringen. Auf der letzten Sitzung hatte er eine Idee: Wir von der Forst & Technik könnten doch einmal die jungen Firmenvertreter fragen, warum sie den DFUV wichtig finden. Konkret schlug er ein gemeinsames Interview vor und einen Fototermin in Stockholm auf der Swedish Forestry Expo. Da konnten wir nicht Nein sagen. Hier fassen wir die Antworten zusammen.
Es ist vielleicht nicht allgemein bekannt, aber der Deutsche ForstunternehmerVerband (DFUV) setzt sich aus drei Säulen zusammen. Die wichtigste mit den meisten Mitgliedern bilden die Forstunternehmer selbst. Das ist logisch, schließlich vertritt der DFUV ihre Interessen – auf Bundesebene und darüber hinaus. Seit vielen Jahren unterstützen aber auch die Hersteller und Händler von Forstmaschinen den DFUV, ebenso die Forstmaschinenfinanzierer und -versicherer. Aktuell kommen 21 Firmen zusammen, manche wie Wahlers Forsttechnik oder Kopa Forstmaschinen sind schon seit der Gründung des DFUV dabei, andere wie Donauwald Forstmaschinen oder Hencon Forestry sind erst vor kurzer Zeit in den Verband eingetreten. Sie alle sind reguläre Mitglieder und nicht – wie man vermuten könnte – fördernde Mitglieder. Ihre Interessen sind so eng mit denen der Forst unternehmer verwoben, dass der DFUV vor geraumer Zeit beschlossen hat, sich offiziell DFUV – Netzwerk der Forstunternehmen & Forsttechnik zu nennen.
Unfassbar wichtig
Die Gründe für die Mitgliedschaft decken sich weitgehend. Martin Hemm, der Geschäftsführer der Firma Hermann & Hensel, schätzt das gute Netzwerk im DFUV. Nur er könne die Interessen der Branche bündeln und gemeinschaftlich vertreten. Eike Bachmann von der Firma Lease Force weist zusätzlich darauf hin, dass die Unternehmer nur mit einem starken Verband eine Chance hätten, ihr Interessen gegen die Landesforsten und die Großsäger durchzusetzen, oder sich zumindest Gehör zu verschaffen. Sie seien wegen ihrer meist geringen Größe das schwächste Glied in der Kette. Gerit Koch von Wahlers Forsttechnik hält die Interessenbündelung sogar für „unfassbar wichtig“.
Der gleichen Meinung ist Daniel Müller-Habbel von MHD-Forsttechnik, der die Interessensvertretungen durch den DFUV für wichtiger hält denn je, da der öffentliche, politische und ökonomische Druck in der Branche stetig steigt. Bernd Lachmann von der Firma Kopa Forstmaschinen bringt es wie folgt auf den Punkt: „Die Forstunternehmer müssen in der Politik wahrgenommen werden, und dies gelingt uns nicht als Einzelkämpfer. Wir haben es mit großen Organisationen im forstlichen und politischen Umfeld zu tun, daher müssen wir organisiert auftreten, um dem Einfluss der Interessengruppen und Umweltverbände auf den Wald entgegenzuwirken.“
Auf dem richtigen Weg
Über die Entwicklung des DFUV zeigen sich die Firmen zufrieden. Martin Hemm stellt fest, dass die Kombination aus hauptamtlichem Personal, das bei Veranstaltungen und in politischen Gremien präsent ist, und aus einer engagierten Vorstandschaft bei den Entscheidungsträgern in Gesellschaft, Verwaltung und Politik Eindruck macht. Das sagt auch Manuel Schreck im Namen der Firma Komatsu Forest, die vom Professionalisierungsschub in den letzten fünf Jahren begeistert ist. Eike Bachmann hat für das positive Bild auch einen Namen: „Seit Dr. Maurice Strunk Geschäftsführer ist, sind wir viel präsenter, verschaffen uns mehr Zugang zu Entscheidergremien und werden stärker wahrgenommen.
Dirk-Jan Winkelhorst von der Firma Hencon Forestry kann die Entwicklung dagegen noch nicht richtig beurteilen, weil sein Unternehmen erst seit Kurzem dabei ist. „Mein Bauch sagt mir, dass der DFUV noch ein bisschen auf der Suche nach dem richtigen Profil ist, aber das ist mehr ein Gefühl als wirklich fundiert.“ Nicolas Reichenbach von Waldburg Forstmaschinen Wolfegg (WFW) bescheinigt dem DFUV einerseits eine gute Performance. Andererseits bedauert er, dass seine Finanzierung Schwierigkeiten bereitet und es zu wenige Mitglieder gibt.
Wichtige Ergebnisse
Ein entscheidender Grund, einem Verband beizutreten, sind die Ergebnisse seiner Arbeit. Auch damit sind die Firmenvertreter zufrieden. Martin Hemm nennt zum Beispiel die MFK-Methode für Harvester, die der DFUV vor zwei Jahren zusammen mit der SVLFG erarbeitet hat. „Das haben viele unserer Kunden sehr begrüßt.“ Des Weiteren war der hartnäckige Einsatz um die weitere Zulassung der Forwarder als selbstfahrende Arbeitsmaschinen wichtig, die lange auf der Kippe stand und gravierende Folgen beim Einsatz dieser Maschinen gehabt hätte. Die Zulassungsfrage bei den Forwardern zählt auch für Manuel Schreck zu den Erfolgen der Verbandsarbeit. Er wertet darüber hinaus allein die stetige politische Netzwerkarbeit als Leistung. Außerdem die Mitarbeit bei der Waldzertifizierung sowie die Öffentlichkeitsarbeit pro Holzernte und Großmaschineneinsatz – zum Beispiel auf Messen oder bei Presseanfragen.
Kritischer ist wiederum Nicolas Reichenbach, der den Nutzen für den Unternehmer im Alltag als kaum spürbar bezeichnet. Aber das – so vermuten wir einfach mal – könnte auch Effekt einer wirksamen Verbandsarbeit sein. Schließlich „fühlen sich die Forstunternehmer am wohlsten, wenn Sie einfach und unbeschwert ihre Arbeit machen können“, wie Gerit Koch anmerkt. Bernd Lachmann würde die Erfolge ohnehin nicht auf ein einzelnes Thema reduzieren. Für ihn zählt die Summe der Aktivitäten. „Wir haben Kontakt zum forstlich-politischen Umfeld, sind vernetzt und damit erhalten wir früh Einblick in Entscheidungsprozesse und können uns rechtzeitig positionieren.“
Themen für morgen
Die ausführlichsten Antworten brachte die Frage, welchen Themen sich der DFUV in Zukunft besonders widmen müsste. Genannt haben die Firmen einzelne Projekte wie die Etablierung eines Ausbildungsberufs Forstmaschinentechniker (Eike Bachmann), die Erfassung des Forstmaschinenbestands in Deutschland (Martin Hemm) oder auch der Verhinderung weiterer Flächenstilllegungen (Bernd Lachmann). Für Manuel Schreck müssten zudem die öffentlichen Ausschreibungen weiterhin kritisch hinterfragt werden. Daniel Müller-Habbel präzisiert dies in Bezug auf Mindestlohn und Lohnkosten mit den Worten: „Im Jahr 2023 kann es nicht sein, dass Forstwirte noch mit einem Stundenlohn von 25 € in öffentlichen Ausschreibungen kalkuliert werden.“ Er macht auch das europäische Motorsägenzertifikat (ECC) zum Thema und bringt eine Meisterpflicht wie im Handwerk ins Spiel.
Die eigentliche Herausforderung sehen die Firmen aber darin, die Nutzung des nachhaltigen Rohstoffs und Energieträgers Holz zu verteidigen. Gerit Koch: „Wir müssen den Leuten außerhalb des Waldes zeigen, wo das Holz herkommt. Holz ist ein tolles Produkt, das alle haben wollen – aber, dass dafür Bäume geschlagen werden müssen, will keiner hören. Wir müssen zeigen, dass wir ein Teil der Lösung für eine gesunde Ökonomie in unserem Land sind.“
Gut aufgestellt?
Die Firmen sehen den DFUV für die genannten Aufgaben grundsätzlich „so gut aufgestellt wie selten zuvor“ (Martin Hemm). Für ihn spielt dabei die jüngst beschlossene Satzungsänderung eine große Rolle, die jetzt auch Direktmitgliedschaften im DFUV möglich macht. Mit der Geschäftsstelle in Göttingen, besonders mit dem sehr aktiven Maurice Strunk sieht sich Michael Keller von HSM aktuell sogar bestens vertreten. Manuel Schreck legt dennoch den Finger in die Wunde, indem er für den Moment eine „erste brauchbare Infrastruktur“ konstatiert und mit Maurice Strunk endlich den unabhängigen Geschäftsführer, den sich alle lange gewünscht haben. „Verglichen mit dem, was notwendig ist und verglichen mit anderen Verbänden aus dem Cluster benötigen wir aber deutlich mehr Personal, Geld und Schlagkraft, um den Verband wirklich auf Augenhöhe zu bringen.“
Alle Firmen wünschen sich darum, die professionelle Geschäftsführung zu sichern und ihm eine hauptamtliche Assistenz an die Seite zu stellen. Martin Hemm will außerdem die politische und gesellschaftliche Akzeptanz für eine nachhaltige Waldwirtschaft erhöhen. „Hierzu müssen strategische Partnerschaften mit Verbänden der gesamten Forst-Holz-Wertschöpfungskette ausgebaut werden. Was hält uns davon ab, mit Verbänden anderer Cluster zu kooperieren, z. B. mit der Chemie? Immerhin wird Holz immer mehr zum Rohstoff der Zukunft.“ Auch Bernd Lachmann sieht für den DFUV noch ein Stück Arbeit, damit er sich organisatorisch und finanziell langfristig sicher aufstellt. „Es braucht von uns allen noch mehr Engagement und besonders mehr Mitglieder.“
Nicolas Reichenbach bezeichnete in diesem Zusammenhang die jüngste Erhöhung der Mitgliedsbeiträge an den DFUV zwar als wichtig. Sie war in seinen Augen aber zu niedrig. Er bedauert, dass sich ein Landesverband dagegen sträubt, schließlich können die Firmen der Säule zwei und drei den Großteil des Geschäftsführergehalts nicht für alle Zeiten bezahlen. „Ein weiterer hauptamtlicher Mitarbeiter ist wichtig, und der Verband ist ohne die nötigen finanziellen Mittel ein zahnloser Tiger“, sagt er und: „Nein, der DFUV ist nicht optimal aufgestellt. Schon gar nicht, um die Unternehmer in den Bundesländern wirklich zu unterstützen.“
Aus all dem ergibt sich unterm Strich in aller Augen die Aufgabe, die Mitglieder basis in den Landesverbänden und damit im DFUV zu erhöhen. Martin Hemm würde bei den Forstunternehmern mit folgenden Worten für eine Mitgliedschaft werben: „Der Wald und somit auch die Forstunternehmer rücken immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Niemals zuvor war der gesellschaftliche und politische Druck auf unsere Branche so hoch. Wir müssen unsere Standpunkte mit Fachkompetenz kommunizieren, um unsere Zukunft mitzugestalten. Dies geht am besten mit der gebündelten Kraft eines Netzwerks – dem DFUV!“
Nur gemeinsam stark
Ähnlich argumentiert Manuel Schreck: „In Zeiten wie diesen mit Kalamitäten, politischen Unwägbarkeiten, niedrigen Preisen und einer Holzindustrie, die naturgemäß eher opportunistisch agiert, ist es notwendig, dass sich jedes einzelne Forst-unternehmen in Deutschland im Verband engagiert. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass wir in unserer kleinen Branche auf diesem Weg den Schulterschluss suchen.“
Eike Bachmann bringt das mit einem Satz auf den Punkt: „Wer sonst soll eure Interessen vertreten, wenn nicht ein Verband aus Eurer Mitte?“ Noch knackiger schafft es Daniel Müller-Habbel: „Nur gemeinsam sind wir stark – mach mit!“ Das sieht auch Bernd Lachmann so. Er räumt zwar ein, dass ein Forstunternehmen als Mitglied im DFUV kurzfristig nicht mehr Geld verdienen wird. Auf längere Sicht werde sich die Situation der Forstunternehmen dadurch aber verbessern. Für Nicolas Reichenbach ist klar: „Wenn Du in zehn Jahren noch vernünftig deine Arbeit machen willst, solltest Du heute 500 € im Jahr investieren. Unsere Branche steht im politischen Berlin nicht nur schwach da, sie existiert praktisch nicht. Das kann nur ein Bundesverband mit Schlagkraft, also mit Mitgliedern und Geldmitteln ändern. Wir müssen als Branche selbst über unsere Zukunft bestimmen und nicht andere!“
Das Schlusswort soll Dirk-Jan Winkelhorst von Hencon Forestry gehören: Er hält den DFUV und seine Landesverbände schon aus zwischenmenschlichen Gründen für unersetzlich: „Ich finde es einfach auch mal schön, beim DFUV unsere Mitbewerber zu treffen – ohne dass wir über das tägliche Geschäft reden, sondern darüber, wie wir die Branche voranbringen.“ Der kollegiale Austausch genießt im DFUV und seinen Landesverbänden aber schon immer einen hohen Stellenwert.
Veröffentlichung des Textes auf dieser Seite mit freundlicher Genehmigung von:
Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH | www.dlv.de
Original-Artikel als PDF:
Presseartikel Verbandsarbeit – Interview in Forst und Technik, Ausgabe 08 / 2023